Expressionismus (etwa 1910–1920) und Avantgarde
Der Expressionismus gilt als die letzte große Literaturströmung Deutschlands. Wie schon der Symbolismus ist sie eine avantgardistische Literaturströmung. Die Avantgarde ist neuartigkeits- und theoriebetonte Literatur, sie tritt mit antibürgerlichem Gestus auf. Dieser erreichte einen Höhepunkt im Dadaismus, der das bildungsbürgerliche Publikum mit Nonsense-Literatur brüskierte. Einflüsse kommen auch vom Surrealismus und Futurismus. Diese Richtungen erfuhren in Deutschland durch den Nationalsozialismus, europaweit durch den Zweiten Weltkrieg, eine Zäsur, in gewissem Sinne sogar ihren außerliterarisch bedingten Abbruch.
Als Initialzündung der expressionistischen Lyrik gilt Jakob van Hoddis' Gedicht „Weltende“ von 1911, dessen wenige Zeilen „schienen uns in andere Menschen zu verwandeln“, wie Johannes R. Becher formulierte. Gottfried Benn (1886–1956), der gerade die Ausbildung zum Mediziner beendete, erregte Aufsehen mit dem schmalen Band „Morgue“, der Gedichte in Prosaversen zu Themen brachte, die bislang kaum oder gar nicht dargestellt wurden (beispielsweise Leichenbeschauhaus, Geburt im Kreißsaal und Prostitution).
Weitere wichtige Autoren des Expressionismus waren Alfred Döblin (1878–1957), Albert Ehrenstein, Carl Einstein, Salomo Friedlaender, Walter Hasenclever, Georg Heym, Heinrich Eduard Jacob (1889–1967), Ludwig Rubiner, Else Lasker-Schüler (1869–1945), August Stramm, Ernst Toller (1893–1939), Georg Trakl (1887–1914) und Alfred Wolfenstein.
Neue Sachlichkeit
Nach dem Expressionismus setzte vermehrt eine nüchtern-realistische Haltung ein, die zusammenfassend als Neue Sachlichkeit bekannt wurde. Im Bereich der Dramatik sind hier Ödön von Horvath (1901–1938), Bertolt Brecht (1898–1956) und der Regisseur Erwin Piscator zu nennen, für die Epik unter anderem Erich Kästner (1899–1974), Anna Seghers (1900–1983), Erich Maria Remarque und Arnold Zweig, ebenso wie Marieluise Fleißer, Irmgard Keun oder Gabriele Tergit.
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