السبت، 14 يونيو 2008

Deutsche Literatur der Gegenwart

Deutsche Literatur der Gegenwart

Aktuelle, teils wieder vergehende Tendenzen der deutschen Literatur ist zum Beispiel die so genannte Popliteratur und ein Boom an Debütantinnen und Jungautoren. Diese Erscheinungen sind zum Teil vom Buchmarkt gesteuert, der seit 1945 enorm angewachsen ist und spätestens seit den 1990er Jahren so groß ist, dass selbst gute Literatur schwer über die Wahrnehmungsschwelle kommt.
Der aktuellen deutschsprachigen Literatur wird oft politische Indifferenz vorgeworfen sowie ein Kreisen um autobiografische Themen aus der Kindheit. Ein Kontrapunkt ist hier die Verleihung des Literaturnobelpreises 2004 an Elfriede Jelinek, die politisch und feministisch engagierte Literatur schreibt.
Ein nicht mehr ganz junges Phänomen in der deutschen Literatur der Gegenwart tritt im süddeutschen Sprachraum bzw. in Österreich zutage. Angesprochen ist hier die „Postmoderne“ und noch viel mehr das literarische Phänomen „postmoderner Roman“. Als bedeutende Autoren sind hier zu nennen: Oswald Wiener, Hans Wollschläger, Christoph Ransmayr, Walter Moers und Marlene Streeruwitz.
Bekannteste Science Fiction-Autoren aus Deutschland sind Andreas Eschbach und Frank Schätzing.
Als renommierter deutscher Kriminalautor gilt Peter Schmidt.
Zu den bekannten Autoren der Popliteratur gehören u. a. Christian Kracht (Faserland), Benjamin von Stuckrad-Barre (Soloalbum) und Rainald Goetz (Irre).
Zudem haben seit den 1990er Jahren im deutschsprachigen Literaturraum multikulturelle Literaturen wieder an Bedeutung gewonnen; z. B. hat sich eine deutsch-türkische Literatur auf höchstem Niveau etabliert, deren Wurzeln in der Migrationsliteratur der 60er Jahre liegen. Ein türkischstämmiger Schriftsteller wie Feridun Zaimoglu gehört heute zu den wichtigsten jüngeren Gegenwartsautoren deutscher Sprache. Auch Vertreter anderer multikultureller Literaturen, wie Wladimir Kaminer oder Rafik Schami gelten als für die deutschsprachige Gegenwartsliteratur bedeutende Autoren.
Einer der wichtigsten Lyriker seit Ende der 1980er Jahre ist neben Marcel Beyer, Durs Grünbein und Uwe Kolbe vor allem Thomas Kling (1957-2005), der mit seiner oft phonetisch orientierten Schreibweise für belebende Akzente in der deutschsprachigen Poesie gesorgt hat.
Herausragende zeitgenössische Romanautoren sind Martin Mosebach, Ulrich Peltzer, Juli Zeh und Dietmar Dath.

Nachkriegsliteratur (nach 1945)

Nachkriegsliteratur (nach 1945)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sprach man von einem literarischen Nullpunkt. Die „Trümmerliteratur“ beschrieb eine zusammengebrochene Welt, bald besann man sich aber darauf, versäumte Entwicklungen der Weltliteratur nachzuholen, erst jetzt, über zwanzig Jahre nach seinem Tode, wurde Franz Kafka entdeckt. Die Wiener Gruppe praktizierte innovative Formen der Lyrik, in Westdeutschland formierte sich die Gruppe 47, deren lose assoziierten Mitglieder tonangebend in der Nachkriegsliteratur waren.
Mit dem Entstehen neuer deutscher Staaten entstanden unterschiedliche Bedingungen für die Literatur. Im Folgenden werden die deutsche Literatur der BRD, der DDR, Österreichs und der Schweiz getrennt dargestellt, die Unterschiede sollten aber nicht überbewertet werden: Immerhin handelt es sich um eine gemeinsame Sprache und, mit Ausnahme der DDR, um einen gemeinsamen Markt.
Bundesrepublik Deutschland
Unmittelbar nach 1945 wurde der Schrecken des Krieges und die Situation der Heimgekehrten dargestellt. Eine neu entdeckte Form dafür war die Kurzgeschichte, etwa von Heinrich Böll (1917–1985). Nach dem Einsetzen des deutschen Wirtschaftswunders, konzentrierte man sich auf die Gegenwart, Romane von Wolfgang Koeppen (1906–1996), Siegfried Lenz (1926), Christine Brückner (1921–1996) und Martin Walser (1927) behandeln dies. Günter Grass (1927), Literaturnobelpreisträger des Jahres 1999, schrieb „Die Blechtrommel“, einen Schelmenroman, der die jüngere deutsche Geschichte behandelte und auch international hohes Ansehen errang. Wichtiger Lyriker der Zeit war Günter Eich (1907–1972), der auch Hörspiele schrieb, ein damals sehr populäres Genre. Konkrete Poesie stammte u. a. von Helmut Heißenbüttel (1921–1996).
Autoren, die sich nur schwer einer bestimmten Richtung zuordnen lassen, sind Uwe Johnson (1934–1984), der vom Nouveau roman geprägte Ror Wolf (1932) und der experimentierfreudige Arno Schmidt (1914–1979). Wolfgang Hildesheimer (1916–1991) schrieb absurde Dramen zu einer Zeit, als die Theaterlandschaft noch immer von Bertolt Brecht geprägt war.
Mit dem Vietnamkrieg und der 68er-Bewegung besann man sich auf das politische Gedicht (Hans Magnus Enzensberger (1929), Erich Fried (1921–1988)) und das politische Drama (Peter Weiss (1916–1982), Rolf Hochhuth (1931). Eine dem entgegengesetzte Tendenz war die „Neue Subjektivität“, die Beschäftigung mit privaten Themen (u. a. Jürgen Theobaldy). Herausragender deutschsprachiger Pop- und Underground-Lyriker der 70er Jahre war Rolf Dieter Brinkmann (1940–1975).
In den 80er Jahren traten Botho Strauß (1944) (Drama) und Ulla Hahn (1946) und später Durs Grünbein (1962) (Lyrik) hervor.
Deutsche Demokratische Republik
Die DDR definierte sich selber als „Literaturgesellschaft“ (der Begriff stammt von Johannes R. Becher), sie kämpfte gegen die „Poesiefeindlichkeit“ des Westens und gegen die Ghettoisierung einer Hochkultur. Eine Demokratisierung sollte auf Ebene der Produktion, der Distribution und der Rezeption durchgeführt werden. Allerdings wurde durch die Zensur der Begriff der Demokratisierung ad absurdum geführt, da der Staat versuchte, die Literatur zu funktionalisieren und für seine Zwecke, für die des Realsozialismus, zu verwenden.
Das Regime förderte eine Literatur auf der Grundlage des Sozialistischen Realismus, ein darauf aufbauender Plan wurde als „Bitterfelder Weg“ bekannt. Unter den regimenahen Autoren ist vor allem Hermann Kant (1926) zu erwähnen. Johannes Bobrowski (1917–1965) verfasste die wichtigste Prosa seiner Zeit. In den 1970er Jahren lässt sich wie in der BRD eine Tendenz zur „Neuen Subjektivität“ feststellen. Viele Autoren mussten oder durften die DDR verlassen, so Wolf Biermann (1936), Sarah Kirsch (1935) und schon früher Uwe Johnson (1934-1984). Wichtige Autoren sind unter anderem: Christa Wolf (1929), Heiner Müller (1929–1995), Irmtraud Morgner (1933–1990), Stephan Hermlin (1915–1997), Stefan Heym (1913–2001), Jurek Becker (1937–1997).

Nationalsozialismus und Exilliteratur

Nationalsozialismus und Exilliteratur

Am 30. Januar 1933 wurde den Nationalsozialisten die Macht über das Deutsche Reich übergeben. Noch im selben Jahr fanden im Reich öffentliche Bücherverbrennungen statt. Unabhängige Literatur und Literaturkritik war nicht mehr möglich. Für die deutsche Republik Österreich traf dies erst mit dem Anschluss in 1938 zu, auch hier wurden Bücher verbrannt. Vom Regime wurde Blut-und-Boden-Dichtung gefördert, daneben bestand auch mehr oder weniger ideologiefreie Unterhaltungsliteratur. Bekannten Regimegegnern drohte der Tod, wenn sie nicht ins Exil gingen, so wurde Jakob van Hoddis und wohl auch Carl von Ossietzky umgebracht. Einige Schriftsteller blieben im Land (z. B. G. Benn), obwohl sie in Opposition zum Nationalsozialismus standen, sie werden zur so genannten Inneren Emigration gerechnet. Sie waren zum Schweigen verurteilt, schrieben für die Schublade oder über unpolitische Themen, die Abgrenzung zu tatsächlich unpolitischen Autoren fällt aber manchmal schwer. Bekannte Namen von im Reich Gebliebenen sind Gottfried Benn, Ernst Jünger, Erich Kästner, Ehm Welk, Gerhart Hauptmann, Heimito von Doderer, Wolfgang Koeppen, Josef Weinheber, Mirko Jelusich, Franz Koch und Robert Hohlbaum. Des Weiteren folgende Mitglieder der Dichterakademie: Will Vesper, Börries Freiherr von Münchhausen, Hans Grimm, Erwin Guido Kolbenheyer, Wilhelm Schäfer, Werner Beumelburg, Hans Friedrich Blunck, Agnes Miegel, Hanns Johst, Emil Strauß, sowie Rudolf G. Binding.
1500 namentlich bekannte Autoren gingen, oft über verschlungene Stationen, ins Exil, viele nahmen sich das Leben (Stefan Zweig, Kurt Tucholsky). Zentren deutscher Exilliteratur entstanden in vielen Staaten der Welt, darunter auch in der deutschen Schweiz, die besonders für Theaterautoren wichtig war. Angesichts der Masse an Schriftstellern, beinahe jeder von Rang ging ins Exil, kann man kaum von einer thematisch oder stilistisch einheitlichen Exilliteratur sprechen. Autoren, die auch im Exil produktiv blieben, waren unter anderem Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Franz Werfel und Hermann Broch. Andere, wie Alfred Döblin, Heinrich Eduard Jacob oder Joseph Roth, fanden sich nur schwer oder gar nicht zurecht. Nach dem Krieg blieben sie zum Teil im Ausland, einige kehrten zurück. Nachdem Elias Canetti infolge des österreichischen Anschlusses von Wien nach London ausgewandert war, bekam er den Literaturnobelpreis als britischer Staatsbürger. Auffällig ist, dass viele nicht mehr an ihre Leistungen in der Zwischenkriegszeit und im Exil anschließen konnten.

Expressionismus (etwa 1910–1920) und Avantgarde

Expressionismus (etwa 1910–1920) und Avantgarde

Der Expressionismus gilt als die letzte große Literaturströmung Deutschlands. Wie schon der Symbolismus ist sie eine avantgardistische Literaturströmung. Die Avantgarde ist neuartigkeits- und theoriebetonte Literatur, sie tritt mit antibürgerlichem Gestus auf. Dieser erreichte einen Höhepunkt im Dadaismus, der das bildungsbürgerliche Publikum mit Nonsense-Literatur brüskierte. Einflüsse kommen auch vom Surrealismus und Futurismus. Diese Richtungen erfuhren in Deutschland durch den Nationalsozialismus, europaweit durch den Zweiten Weltkrieg, eine Zäsur, in gewissem Sinne sogar ihren außerliterarisch bedingten Abbruch.
Als Initialzündung der expressionistischen Lyrik gilt Jakob van Hoddis' Gedicht „Weltende“ von 1911, dessen wenige Zeilen „schienen uns in andere Menschen zu verwandeln“, wie Johannes R. Becher formulierte. Gottfried Benn (1886–1956), der gerade die Ausbildung zum Mediziner beendete, erregte Aufsehen mit dem schmalen Band „Morgue“, der Gedichte in Prosaversen zu Themen brachte, die bislang kaum oder gar nicht dargestellt wurden (beispielsweise Leichenbeschauhaus, Geburt im Kreißsaal und Prostitution).
Weitere wichtige Autoren des Expressionismus waren Alfred Döblin (1878–1957), Albert Ehrenstein, Carl Einstein, Salomo Friedlaender, Walter Hasenclever, Georg Heym, Heinrich Eduard Jacob (1889–1967), Ludwig Rubiner, Else Lasker-Schüler (1869–1945), August Stramm, Ernst Toller (1893–1939), Georg Trakl (1887–1914) und Alfred Wolfenstein.
Neue Sachlichkeit
Nach dem Expressionismus setzte vermehrt eine nüchtern-realistische Haltung ein, die zusammenfassend als Neue Sachlichkeit bekannt wurde. Im Bereich der Dramatik sind hier Ödön von Horvath (1901–1938), Bertolt Brecht (1898–1956) und der Regisseur Erwin Piscator zu nennen, für die Epik unter anderem Erich Kästner (1899–1974), Anna Seghers (1900–1983), Erich Maria Remarque und Arnold Zweig, ebenso wie Marieluise Fleißer, Irmgard Keun oder Gabriele Tergit.

Von der Jahrhundertwende bis 1933

Von der Jahrhundertwende bis 1933

Mit Naturalismus und Symbolismus beginnt das, was man oft als die Klassische Moderne bezeichnet. Diese Zeit ist geprägt von einem Stilpluralismus, dem Nebeneinander verschiedener Strömungen. Die meisten Autoren lassen sich in mindestens eine dieser Stilrichtungen einordnen.
Symbolismus
In der Klassischen Moderne erlangte der Begriff der „Avantgarde“ eine besondere Wichtigkeit. Den Beginn nahm diese Epoche im Ausgang des 19. Jahrhunderts mit dem französischen Symbolismus, mit Dichtern wie Stéphane Mallarmé, Charles Baudelaire und Arthur Rimbaud. Die wichtigsten Vertreter des deutschen Symbolismus sind Stefan George (1868–1933), Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) und Rainer Maria Rilke (1875–1926). Der Symbolismus verfolgt ein gänzlich anderes Programm als der oben beschriebene, ungefähr zeitgleiche Naturalismus. Symbolistische Lyrik ist elitär und legt höchsten Wert auf Schönheit und Form. Eine ihr verwandte Richtung in der Kunst ist der Jugendstil, der Zeitraum wird als Fin de Siècle bezeichnet.
Zentren der deutschen Literatur waren Berlin und Wien, entsprechend wird auch oft von „Berliner Moderne“ und „Wiener Moderne“ gesprochen. Diese erlitten einen jähen Abbruch mit dem Ausbrechen des Ersten Weltkrieges.
Moderne Epik
Parallel zu diesen programmatisch gegen die Tradition gerichteten Strömungen entstanden Prosawerke, die die alten Formen aufgriffen und weiterentwickelten; zu nennen sind Rainer Maria Rilke mit seinem Roman Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910), Heinrich Mann (1871–1950) (der in dem Frühwerk als ein Wegbereiter des Expressionismus gelten darf), Thomas Mann (1875–1955) (mit artifiziellen Großromanen und Motive durchspielenden Erzählungen), Hermann Broch (1886–1951), Robert Musil (1880–1942), Franz Kafka (1883–1924) und Hermann Hesse (1877–1962).
Heimatkunst
Die Heimatkunst war eine literarische Strömung im deutschsprachigen Raum von etwa 1890 bis 1910. Sie entstand in unmittelbarem Anschluss an den Naturalismus. Der Hauptpropagandist der neuen Bewegung wurde der Schriftsteller und Literaturhistoriker Adolf Bartels, der 1898 in einem Artikel in der Zeitschrift Der Kunstwart erstmals den Begriff Heimatkunst verwendete. Gemeinsam mit Friedrich Lienhard verbreitete er die neuen Anschauungen in der kurzlebigen, in Berlin erscheinenden Zeitschrift Heimat.
Die neue Bewegung sollte vom Sujet der Großstadt weg und in Richtung Heimat und Volkstum gehen. Mit der weiten Auffassung von „Heimat“ ist nicht nur ländliches, sondern auch städtisches Leben gemeint, da auch die Stadt Heimat sein kann. Wie der Naturalismus, von dem sie einige Techniken übernahm, sollte sie neben der Liebe zur Heimat auch Kritik an ihr üben, was ihr nicht durchgehend gelang. In neueren Untersuchungen wurde festgestellt, dass die Heimatkunstbewegung manche Grundgedanken der späteren Ökologiebewegung vorwegnahm.
Mit ihrer konservativen, antimodernistischen Grundhaltung war sie eine Vorläuferin der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Dichtung.

Naturalismus (1880–1900)

Naturalismus (1880–1900)

Der Naturalismus war eine neue Kunst- und Literaturrichtung, die die Verhältnisse in allen gesellschaftlichen Bereichen schonungslos aufdecken wollte. Was den Realisten der Jahrhundertmitte als Thema noch verpönt gewesen war, wurde zum Hauptgegenstand dieser literarischen Richtung. Ohne Rücksicht auf traditionelle Grenzen des so genannten guten Geschmacks und auf bürgerliche Kunstauffassungen sollten Wirklichkeitsausschnitte möglichst in einer Deckungsgleichheit zwischen Realität und Abbild wiedergegeben werden. Eine wesentliche stilistische Neuerung war es hierbei, dass Umgangssprache, Jargon und Dialekt Einzug hielten. Der individuelle Held, der sich frei entscheiden kann, steht nicht länger im Mittelpunkt der Erzählungen und Dramen, sondern der durch ein Kollektiv oder durch Herkunft, Milieu und Zeitumstände bestimmte Mensch.
Anders als in der russischen oder französischen Literatur gibt es im deutschen Sprachraum keine bedeutenden naturalistischen Romane. Arno Holz (1863–1929) schuf gemeinsam mit Johannes Schlaf (1862–1941) Lyrik und Kurzprosa („Papa Hamlet“). Bekannt ist Holz' Gleichung „Kunst = Natur - x“, wobei x nach Möglichkeit gegen Null streben, die Kunst also nichts weiter als Abbildung der Wirklichkeit sein sollte. Bedeutender ist der Beitrag von Gerhart Hauptmann (1862–1946), der mit Dramen wie den „Webern“ internationale Anerkennung fand. Am Rande des Naturalismus ist Frank Wedekind (1864–1918) zu sehen. Sein Drama „Frühlings Erwachen“ weist mit seiner pubertär-erotischen Thematik bereits in Richtung Fin de siècle.

الجمعة، 13 يونيو 2008

Poetischer Realismus (1848–1890)

Poetischer Realismus (1848–1890)

Im poetischen oder bürgerlichen Realismus mieden die Autoren die großen gesellschaftspolitischen Probleme und wandten sich der engeren, lokalen Heimat mit ihrer Landschaft und ihren Menschen zu. Im Zentrum aller Romane, Dramen und Gedichte steht der Einzelmensch, das Individuum. Das stilistische Merkmal vieler Werke des poetischen Realismus ist der Humor, der die Distanz zu dem eigentlich Unerträglichen und Empörenden der Wirklichkeit schafft. Er richtet hierbei eine Anklage gegen einzelne Fehler und Schwächen im Gesellschaftsgefüge, wendet sich aber nicht gegen das System als Ganzes.
Die bevorzugte Gattungsform war anfangs die Novelle. Beispiele dafür sind etwa „Das Amulett“ des Schweizers Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898) und „Der Schimmelreiter“ von Theodor Storm (1817–1888). Im Drama bleibt lediglich Friedrich Hebbel (1813–1863) (etwa mit „Maria Magdalena“) in Erinnerung. Später trat neben die Novelle noch der Roman. Hier sind unter anderem Gustav Freytag (1816–1895) und Wilhelm Raabe (1831–1910) zu nennen.
Die beiden Größen des bürgerlichen Realismus sind der Schweizer Gottfried Keller (1819–1890), der unter anderem mit Theodor Storm in regem Briefkontakt stand, und Theodor Fontane (1819–1898). Keller schrieb den Bildungsroman „Der grüne Heinrich“ sowie die Novellenzyklen Züricher Novellen und Die Leute von Seldwyla, wozu „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ gehört. Fontane, der als Journalist begonnen hatte, schrieb Romane wie „Frau Jenny Treibel“ oder „Effi Briest“. Er weitete seine Sicht von einer zentralen Figur immer weiter zum Gesellschaftsroman aus.
In Österreich finden sich dörfliche Motive bei Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916), Ludwig Anzengruber (1839–1889) und, schon nach Ausklingen der Epoche, Peter Rosegger (1843–1918).
Bürgerlicher Realismus
Der Bürgerliche Realismus ist eine literarische Strömung von 1848 (Märzrevolution) bis Ende des 19. Jahrhunderts, die vorrangig in Deutschland zum Tragen kam. Sie wird üblicherweise in zwei Phasen unterteilt: In der ersten Phase (etwa 1849-1859) werden die programmatischen Grundlagen des Bürgerlichen Realismus festgelegt. In der zweiten Phase erhält der Bürgerliche Realismus neue Impulse, etwa durch den Gesellschaftsroman und wird kritischer.
Bild der Epoche
Diese Epoche beginnt 1848 mit dem Scheitern der bürgerlichen Revolution und endet mit dem Aufkommen des Naturalismus, der das Leben und die sozialen Probleme des Arbeiterstandes und der notleidenden Menschen beschreibt. Das gebildete Bürgertum (Träger der Revolution) verzichtet nach 1848 auf politische Macht und erkauft sich so Wohlstand, soziale Ruhe und Ordnung. 1871 kommt es zur Einigung Deutschlands, das einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt (Gründerzeit). Deutschland wird zum hochentwickelten Industriestaat, während Österreich bis ins 20. Jahrhundert ein Agrarstaat bleibt. Soziale Folgen der Industrialisierung sind das Anwachsen der Städte (Fabriken, Mietskasernen), starkes Bevölkerungswachstum, Verelendung der Industriearbeiter, Verschärfung der Gegensätze zwischen Industriekapitalismus (Besitzbürgertum) und Proletariat (vierte Stand), Auswanderungswellen. Trotz erster Sozialgesetze verarmt der vierte Stand immer mehr. Karl Marx und Friedrich Engels schreiben das Manifest der kommunistischen Partei. Viele Dichter (und auch Bildungsbürger) ziehen sich in eine apolitische Innerlichkeit zurück und damit erfolgt auch eine geistige Abgrenzung von der radikalen Wirklichkeit. Humor und Ironie in der Dichtung sollen den Widerspruch zwischen persönlicher Wunschvorstellung und objektiver Wirklichkeit auflösen. Die Literaturproduktion erlebt einen Aufschwung: Leihbüchereien und Volksbibliotheken entstehen, Wochenzeitschriften (Gartenlaube. Illustriertes Familienblatt) und Illustrierte werden verlegt, viele Autoren unterwerfen sich den Zwängen der Massenproduktion und dem Geschmack breiter Leserschichten.
Programmatik des bürgerlichen Realismus
Die meisten Werke des bürgerlichen Realismus entsprechen einer gemeinsamen programmatischen Basis. Vor allem in der ersten Phase ging es um eine Idealisierung des Bürgertums und die Hervorhebung des bürgerlichen Wertekanons.

Romantik (etwa 1799–1835)

Romantik (etwa 1799–1835)

Die Epoche der Romantik wird meist in Frühromantik, Hochromantik, Spätromantik und Nachromantik unterteilt; im Einzelnen ist es jedoch nicht ganz einfach, zeitliche und personelle Abgrenzungen vorzunehmen.
Die Frühromantik kann aus literaturtheoretischer Perspektive als die spannendste Phase bezeichnet werden. Die miteinander befreundeten, in Jena arbeitenden Autoren, wie die Brüder August Wilhelm (1767–1845) und Friedrich Schlegel (1772–1829)), Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773–1798), Ludwig Tieck (1773–1853) und Friedrich von Hardenberg (1772–1801), der unter dem Pseudonym Novalis arbeitete, brachen mit vielen Konventionen: Beispielsweise mischten sie in ihre Romane Gedichte und Balladen, kleine Märchen etc.; dabei bezogen sie sich oft auf Goethes Werke („Werther“, „Wilhelm Meisters Lehrjahre“). Dem entspricht Friedrich Schlegels Konzept einer „progressiven Universalpoesie“, die nicht nur unterschiedlichste Gattungen und Wissensgebiete miteinander verbindet, sondern auch über sich selbst nachdenkt und ihre eigene Kritik enthält. Als wichtigstes Gestaltungsmittel dieser „Reflexionspoesie“ erscheint die Ironie, die zum Ausdruck bringt, dass der ideale Zustand, den Kunst nach „klassischer“ Theorie in den Blick bringen soll, menschlicher Vorstellung entzogen ist, und dass den Bildern, mittels derer die Künstler diesen Zustand darzustellen suchen, nicht zu trauen ist. Andererseits können wir uns der vielfältigen Bedeutungen und Bedeutungsbrechungen literarischer Werke nie sicher sein und tun deshalb möglicherweise gut daran, uns auf das Wagnis der Lüge, das die Kunst eingeht, einzulassen. Das literarische Fragment ist ein weiteres, von den Romantikern geschätztes Darstellungsmittel, in dem die Kunst ihr eigenes 'Versagen' reflektiert und sich von dem „klassischen“ Konzept des harmonisch in sich abgeschlossenen Werks, in dem sich der ideale Zustand „spiegelt“, abgrenzt.
Als Vertreter der Hochromantik oder Heidelberger Romantik gelten Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano (1778–1842). Sie gaben unter dem Titel „Des Knaben Wunderhorn“ eine Sammlung deutscher Volkslieder heraus. Und es war deren Ehefrau und Schwester Bettina von Arnim (1785–1859), die mit ihrem Band „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“ – erschienen 1835 – nicht zuletzt zur Popularität Goethes in Deutschland beitrug, aber auch die sozialen und politischen Missstände in Deutschland immer wieder in ihrem Werk thematisiert hat („Armenbuch“, „Dies Buch gehört dem König“, besonders dessen Anhang, sowie die „Polenbroschüre“).
Auch die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm zählen mit ihrer Sammlung von Volksmärchen zu dieser Epoche. Ebenso kann man auch den mittleren Tieck dieser Epoche zuordnen.
Der wohl bekannteste Spätromantiker dürfte E.T.A. Hoffmann (1776–1822) sein, der mit Erzählungen wie „Lebensbeschreibungen des Katers Murr“ und dem „Sandmann“ die romantische Ironie psychologisch wendet und so eine moderne, nicht mehr idealistisch begründete Poetik vorbereitete. Zur Spätromantik zählt darüber hinaus der Dichter Joseph von Eichendorff (1788–1857).
Heinrich Heine (1797–1856) nimmt zur Romantik und zu ihren Motiven eine oft ironische Haltung ein und müsste wohl am ehesten zum Frührealismus gerechnet werden.

Weimarer Klassik (etwa 1786–1805)

Weimarer Klassik (etwa 1786–1805)


Der Beginn der Weimarer Klassik wird oft mit Goethes Italienreise 1786 angesetzt. Bezeichnend ist die fruchtbare Zusammenarbeit mit Friedrich Schiller, der aber schon 1805 in Weimar starb. Beide Protagonisten orientierten sich nach einer Sturm-und-Drang-Phase an humanistischen Idealen, teilweise unter klassizistischer Verwendung antiker Themen und Muster. „Klassik“ hingegen ist eine positiv wertende Bezeichnung für die Epoche.
Goethes Drama „Iphigenie auf Tauris“ thematisiert die Überwindung von Vorurteilen und ist darin ein Beispiel für das humanistische Ideal der Klassik. Sein größtes Werk ist die Tragödie „Faust“ (1808), der 1832 ein zweiter Teil folgte. Das Schaffen Goethes ist sehr umfangreich, seine spätere Phase wird nicht mehr der Klassik zugerechnet.
Der zweite große Schriftsteller der Weimarer Klassik ist Friedrich Schiller. Er schrieb theoretische Werke („Über naive und sentimentalische Dichtung“). Auch in der Lyrik griff er philosophische Fragenstellungen auf (etwa in dem „Spaziergang“). Schiller schrieb zahlreiche Balladen („Die Bürgschaft“) und eine Reihe von historischen Dramen („Wallenstein“).
Andere Autoren, die manchmal auch zur Klassik gezählt werden, gelten als Vorläufer Karl Philipp Moritz (1757–1793) bzw. Richtung Romantik weisend Friedrich Hölderlin (1770–1843). Moritz' autobiografisch gefärbter Roman „Anton Reiser“ gilt als der erste psychologische Roman in deutscher Sprache, Hölderlins hymnische Lyrik stellt einen Höhepunkt in dieser Gattung dar.
Nicht im engeren Sinn zur Klassik gehören Jean Paul (1763–1825), der vor allem satirische Romane schrieb, und Heinrich von Kleist (1777–1811), dessen Thema häufig das Individuum ist, das sich an gesellschaftlichen Zwängen abmüht oder an ihnen zerbricht, zum Beispiel in der Novelle „Michael Kohlhaas“.

Sturm und Drang (etwa 1767–1785)

Sturm und Drang (etwa 1767–1785)

Die jugendliche Reaktion auf die Aufklärung, die als einengend und gefühlskalt empfunden wurde, war die kurze Periode des „Sturm und Drang“. Die meist jungen Männer, die gegen jede Form von Tyrannei waren, wollten auch in künstlerischen Dingen keine Bevormundung. Ein „Genie“, so die Idee, muss sich nicht an Regeln halten. Sie schrieben über die Probleme, die sie beschäftigten, und gaben dem Hier-und-Jetzt den Vorzug vor der Antike.
Johann Wolfgang von Goethe zeigte in dem Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ einen Mann, der an seinem Gefühlsüberschwang und einer unglücklichen Liebe stirbt. In Friedrich Schillers (1759–1805) Drama „Die Räuber“ rebelliert ein junger Mann gegen seinen Vater und die Obrigkeit. Die Dramen von Jakob Lenz (1751–92) thematisieren die bedrückende Situation junger Intellektueller, wie etwa in dem „Hofmeister“. Neben den Dramen war auch die Lyrik wichtig, in ihr konnten sich Emotion und Pathos ausdrücken.
Der „Sturm und Drang“ dauerte aber nicht lange, die meisten Protagonisten entwickelten sich weiter. Schiller und Goethe begründeten die deutsche Klassik, Lenz hingegen konnte sich mit seiner Umwelt weiterhin nicht abfinden und starb einsam.

Aufklärung (etwa 1720–1785)

Aufklärung (etwa 1720–1785)

Bereits im Jahr 1687 hielt Christian Thomasius, der „Vater der deutschen Aufklärung“, seine Vorlesungen in Deutsch statt Latein. Bekannte Philosophen dieser Zeit, der Frühaufklärung, waren Christian Wolff und Gottfried Wilhelm Leibniz. Der wichtigste literarische Autor der Frühaufklärung war sicher Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769) mit seinen Fabeln. Die bedeutendste Figur im literarischen Leben aber war Johann Christoph Gottsched (1700–1766). Wegweisend waren seine theoretischen Schriften, vor allem der „Versuch einer critischen Dichtkunst“ (1730), sein literarisches Werk ist dagegen zweitrangig. In der „Dichtkunst“, einer normativen Poetik, orientierte er sich am klassischen französischen Drama und behielt die Ständeklausel bei. Dagegen polemisierten die Schweizer Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger, die das rationale Moment überbewertet sahen.
Autoren der Frühaufklärung lassen sich auch dem Spätbarock zurechnen, ein Beispiel dafür, wie fragwürdig Epocheneinteilungen sein können. Der bedeutendste Lyriker war Johann Christian Günther (1695–1723), ebenso wie Barthold Heinrich Brockes (1680–1747), kann er beiden Epochen zugeschrieben werden.
Neben der Aufklärung bildeten sich auch Strömungen, die das Gefühl in den Vordergrund stellten. Dazu zählt die Rokoko-Dichtung Friedrich Hagedorns, von Ewald Christian von Kleist, Salomon Gessner und anderen.
Vorbild einer ganzen Generation wurde Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) mit seinem Epos „Der Messias“ (1748–1773), das ganz in Empfindungen und Seelenzuständen schwelgt. Klopstock wird der Empfindsamkeit zugerechnet.
Im Bereich der Prosa war Christoph Martin Wieland (1733–1813) wegweisend. Er gestaltete den frühen Bildungsroman „Geschichte des Agathon“ (1766/67) und vermischte Rokoko-Elemente mit aufklärerischen Gedanken.
Die deutsche Spätaufklärung ist undenkbar ohne Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Sein Wirken umfasst wichtige theoretische Werke („Laokoon“ 1766), Literaturkritik (mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn) und eine Reihe von bedeutenden Dramen. Am stärksten von aufklärerischem Geist durchdrungen ist „Nathan der Weise“ (1779), in dem exemplarisch gezeigt wird, dass der Wert eines Menschen nicht an zufälligen Etiketten wie Religion oder Nation abgelesen werden kann.

Barock (etwa 1600–1720)

Barock (etwa 1600–1720)

Im Barock vollzog sich eine stärkere Hinwendung der Literatur zur deutschen Sprache. Politisch war die Epoche von der konfessionellen Spaltung und dem Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) geprägt. Die Spannweite der Barockliteratur ist sehr weit: von höfischer Dichtung zu volksnahen Romanen, von der Nachahmung antiker Vorbilder zur persönlichen Erlebnislyrik, von Lebensbejahung zum Vanitas-Motiv. Eine Gelegenheitsdichtung entsteht.


Andreas Gryphius
In der Barockzeit wurden zahlreiche Dichter- und Sprachgesellschaften gegründet, die bekannteste davon war die Fruchtbringende Gesellschaft. Von Martin Opitz (1597–1639) wurde in seinem „Buch von der deutschen Poeterey“ (1624) der Alexandriner für die deutschsprachige Lyrik empfohlen und blieb lange Zeit der wichtigste Vers. Mit einiger Verspätung gelangten der Petrarkismus und die Schäferidylle in die deutsche Literatur, genannt seien hier der Opitz-Schüler Paul Fleming (1609–1640) und Simon Dach (1605–1659). Bedeutendste Vertreter der Schäferpoesie waren die Dichter des Nürnberger Pegnesischen Blumenordens Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj und Sigmund von Birken.
Wichtige lyrische Formen der Epoche sind das Sonett, die Ode und das Epigramm, die Lyrik kann man grob in religiöse, meist evangelische, und weltliche einteilen. Religiöse Lyrik schrieben Friedrich Spee von Langenfeld (1591–1635), die Kirchenliederdichter Paul Gerhardt (1607–1676), Johann Rist (1607-1667), Angelus Silesius (1624–1677) und der Mystiker Jakob Böhme (1575–1624). Unter den weltlicher orientierten Dichtern sind besonders die Sonette von Andreas Gryphius (1616–1664) zu nennen sowie Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617–1679).
Das Drama der Barockzeit zeigt sich vielfältig: Es gab einerseits das Jesuitentheater, das vor allem im südlichen, katholischen Raum in lateinischer Sprache aufgeführt wurde. Da die Zuschauer die Sprache nicht verstanden, setzte man umso mehr auf visuelle Effekte. Ähnlich verhielt es sich mit den anfangs ausländischen Wanderbühnen. Für ein anderes Publikum waren die Barockoper und das höfische Drama gedacht. Die Barockoper wurde als Gesamtkunstwerk hoch geschätzt. Im höfischen Drama gilt das Prinzip der Ständeklausel, Autoren sind etwa Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683)(z. B. „Cleopatra“, „Sophonisbe“) und Gryphius mit drei Komödien und fünf Tragödien (z. B. „Chatharina von Armenien“, „Leo Armenius“, „Carolus Stuardus“).
Barockromane sind der Schäferroman, der Staatsroman, der höfisch galante Roman und am einflussreichsten: der aus dem Spanischen stammende Pikaro- oder Schelmenroman. Insbesondere ragt hier Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1625–1676) mit seinem „Simplicissimus“ und weiteren „Simplicianischen Schriften“ hervor. Simplicissimus’ Abenteuer während des Dreißigjährigen Krieges sind der bedeutendste außerspanische Schelmenroman. Als wichtigster Vertreter des Staatsromans gilt der Birken-Schüler Anton Ulrich von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel.
Siehe auch: Barockliteratur (derzeit Begriffsdiskussion)

Frühe Neuzeit (Humanismus und Reformation) (etwa 1450–1600)

Frühe Neuzeit (Humanismus und Reformation) (etwa 1450–1600)


Aus Italien kommend verbreitete sich der Humanismus, die Geisteshaltung der Renaissance, in Deutschland. Man wandte sich antikem Gedankengut zu. Bekannte Vertreter waren der in Basel tätige Erasmus von Rotterdam und Johannes Reuchlin, allerdings schrieben sie ihre Werke meist lateinisch und hatten außerhalb der Gelehrtenwelt wenig Einfluss. Anders Ulrich von Hutten (1488–1523) mit seinen rebellischen Gedichten oder Sebastian Brant (1458–1521), der sein äußerst erfolgreiches „Narrenschiff“ auf Deutsch verfasste.

Hans Sachs
Die folgenreichste Bewegung war die von Martin Luther (1483–1546) eingeleitete Reformation. Luther verstand es, seine Ideen auch in volksnahem Deutsch zu verbreiten. Das herausragendste Ereignis auf dem deutschen Buchmarkt des 16. Jahrhunderts war sicher das Erscheinen seiner Bibelübersetzung in den Jahren 1522 und 1534. Sie trug wesentlich zur Entwicklung des heutigen Deutsch bei.
Neben Humanismus und Reformation verdienen auch der Meistersang, die Schwankdichtung und das Fastnachtsspiel zumindest eine Erwähnung, insbesondere als deren Vertreter der Nürnberger Hans Sachs (1494–1576) und Jörg Wickram (um 1505 – vor 1562). Ein weiterer bemerkenswerter Autor des 16. Jahrhunderts ist der Straßburger Johann Fischart (1546–1590), sein bekanntestes Werk ist die „Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung“.
Ein häufiges Genre der Zeit war das Volksbuch. Es entstand anonym und war, weil es beliebte Themen aufgriff, weit verbreitet. Beispiele sind die „Historia von D. Johann Fausten“ und die Geschichten um Till Eulenspiegel.

Spätes Mittelalter (etwa 1250–1500)

Spätes Mittelalter (etwa 1250–1500)

Als revolutionär erwies sich am Ausgang des Mittelalters der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Schließlich konnte Pergament als Beschreibstoff durch billiges Papier ersetzt werden. Am Übergang zur Neuzeit steht Johannes von Tepls „Der Ackermann aus Böhmen“.
Zur deutschsprachigen Literatur des Spätmittelalters gehört diejenige Dichtung und Literatur, die etwa zwischen 1250 und 1500 entstanden ist. Wie die meisten Epochengliederungen ist auch diese recht willkürlich. Das Spätmittelalter bildet keine markante Literaturepoche mit einem einheitlichen Stil. Es ist nicht nur sozial und politisch, sondern auch kulturell eine so vielgestaltige Zeit, dass die Literatur oft nur stiefmütterlich als Übergangs- und Zwischenphase zwischen der Literatur des hohen Mittelalters und derjenigen der frühen Neuzeit betrachtet wurde.
Das Spätmittelalter ist geprägt durch viele Veränderungen, die auch in der Literaturgeschichte ihren Niederschlag finden: Die Städte und mit ihnen die Bürgerschicht blühen auf, die Gesellschaft differenziert sich, die Schriftlichkeit nimmt allgemein zu, Universitäten werden gegründet, neue religiöse Orden (Franziskaner, Dominikaner, Deutscher Orden) entstehen und gewinnen an Einfluss. Am Ende des Spätmittelalters steht mit der raschen Ablösung des handgeschriebenen Buchs durch den Buchdruck eine tiefgreifende Medienrevolution.
Während in der hochmittelalterlichen Literatur fast alle Gattungen an den größeren Höfen des Adels ihre Gönner, ihre Verfasser und ihr Publikum fanden, löst sich dieser Zusammenhang jetzt langsam auf, und es entwickeln sich verschiedene 'Klimata' des literarischen Lebens: neben den Höfen auch im reichen städtischen Adel (Patriziat) z. B. von Basel und Zürich, an Bischofssitzen wie Mainz, Würzburg, Konstanz, unter den akademisch gebildeten und lateinkundigen Juristen, Kanzlisten und Ärzten, und unter den seelsorgerlich tätigen Ordensgeistlichen.

Hohes Mittelalter (etwa 1100–1250)

Hohes Mittelalter (etwa 1100–1250)

Um die Mitte des 12. Jahrhunderts ereignete sich in jeder Hinsicht ein tiefgreifender Wandel. Die Themen und Formen der Literatur wurden vielfältiger; die schriftliche Verbreitung erfasste nun auch Stoffe, die zuvor für unwürdig galten, aufgeschrieben zu werden (höfische Lyrik, unterhaltende Erzählungen). Auch die geistliche Dichtung entwickelte ein neues Interesse an der Einzelperson und ihrer Lebensgeschichte (Legendendichtungen, z. B. Albers „Tundalus“, Veldekes „Servatius“).
Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gewann auch die Geschichtsepik als stärker weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang. Das bedeutendste Werk, die Kaiserchronik mit rund 17.000 Versen, erzählt episodenhaft die Geschichte des römischen Kaisertums von der Gründung Roms bis zu Konrad III. Das Rolandslied des Pfaffen Konrad schildert den Kampf Karls des Großen und seiner Paladine gegen die Sarazenen in Spanien sowie den Tod Rolands nach einem Verrat. Mit dem Rolandslied und dem 'Alexander' des Pfaffen Lamprecht machte sich auch erstmals der Einfluss französischer Stoffe und Gestaltungsweisen bemerkbar, der die deutschsprachige Literatur für die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte prägen sollte.


Wolfram von Eschenbach; Autorenbild in der Manessischen Liederhandschrift
In den Jahrzehnten nach 1150 brach eine „Blütezeit“ der deutschsprachigen Literatur an. An einzelnen Höfen des Feudaladels verbreitete sich eine kultivierte literarische Praxis nach romanischsprachigem Vorbild: die sogenannte Höfische Literatur. In der Lyrik entwickelte sich der Minnesang und die Sangspruchdichtung, mit ihren wichtigsten Vertretern Heinrich von Morungen, Reinmar und Walther von der Vogelweide. Für die höfische Epik galt schon den Zeitgenossen als Gründungsakt der Eneasroman des Heinrich von Veldeke, der vom Niederrhein an den Landgrafenhof in Thüringen kam und sein Werk dort gegen 1185 fertigstellte. Danach entstanden nach französischsprachigen Vorlagen (Chrétien de Troyes) zahlreiche höfische Epen in mittelhochdeutscher Sprache. Die bekanntesten sind hier „Erec“ und „Iwein“ (Hartmann von Aue), „Tristan und Isold“ (Gottfried von Straßburg), „Parzival“ (Wolfram von Eschenbach). Abseits von dieser „modernen“ Erzählkultur bleibt das anonym überlieferte Heldenepos „Nibelungenlied“.

الخميس، 12 يونيو 2008

Frühes Mittelalter (etwa 750–1100)

Frühes Mittelalter (etwa 750–1100)

Dichtung im frühen Mittelalter wurde nur mündlich verbreitet und ist aus diesem Grund fast vollständig verloren gegangen. Verschriftlichung von Wissen bedeutete fast immer gleichzeitig eine Übertragung ins Lateinische (z. B. germanische Stammesrechte). Man kann erschließen, dass es aristokratische Geschichtsüberlieferung (Heldenlieder, Erzähllieder, Fürstenpreis), lyrische „Folklore“ (Tanz-, Liebeslieder, Totenklagen, Zaubersprüche) gegeben hat. Nur durch Zufall ist Einzelnes hiervon im klösterlichen Umfeld aufgeschrieben worden. Beispiele sind die Merseburger Zaubersprüche, zwei germanische Beschwörungsformeln, die zugleich als einziger niedergeschriebener Beleg für die heidnische Religiosität im deutschen Sprachraum gelten. Wertvoll als Beleg germanischer Heldendichtung ist das Hildebrandslied.
Die ältesten althochdeutschen Schriftzeugnisse stammen aus dem 8. Jahrhundert und finden sich in einem gänzlich anderen kulturellen Zusammenhang: im kirchlichen Einsatz der Volkssprache als Missionierungshilfe und als Verständnishilfe für lateinische Texte (z. B. Glossen). Ein literarisches Selbstbewusstsein bildete sich auf der Grundlage lateinischer epischer Dichtung auch in der volkssprachlichen Klosterliteratur aus, wie zum Beispiel in den zwei großen Bibelepen des 9. Jahrhunderts, dem altsächsischen Heliand, noch im alten Stabreim, und im Evangelienbuch des Otfrid von Weißenburg, im neuen, zukunftsweisenden Endreimvers. Um das Jahr 1000 übersetzte und kommentierte Notker in St. Gallen philosophische Texte der Antike auf hohem philologischen Niveau ins Althochdeutsche. Er darf als erster großer deutscher Prosaist gelten.
Im 11. Jahrhundert entstanden vor allem religiös belehrende und ermahnende Texte in frühmittelhochdeutschen Reimpaarversen. Heilsgeschichtliche Darstellungen, z. B. das Ezzolied (um 1065), Legendendichtung, z. B. das Annolied (um 1077), alt- und neutestamentliche Bibelepik (Genesis, Exodus, Leben Jesu), dogmatische Darlegungen, eschatologische Dichtungen und Mariendichtung prägten die erste Phase dieser Geistlichendichtung, die von einer religiösen Einflussnahme auf den Laienadel bestimmt war.
Mehr zur althochdeutschen Literatur – Mehr zur frühmittelhochdeutschen Literatur

الأربعاء، 11 يونيو 2008

Deutschsprachige Literatur

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Der Begriff deutschsprachige Literatur beziehungsweise deutsche Literatur bezeichnet die literarischen Werke in deutscher Sprache aus dem staatsübergreifenden deutschen Sprachraum der Vergangenheit und Gegenwart. Zur deutschen Literatur werden auch nicht-dichterische Werke mit besonderem schriftstellerischem Anspruch gezählt, also Werke der Geschichtsschreibung, der Literaturgeschichte, der Sozialwissenschaften, der Philosophie usw. wie auch Tagebücher oder Briefwechsel.
Anfang und Ende einer literarischen Epoche sind immer schwer abzugrenzen. Die Epochen werden hier (soweit machbar) nach dem Anfang der Epoche geordnet. So werden Abhängigkeiten zwischen den Epochen besser erkennbar.